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Indium

"Fürs Recycling von Indium brauchen wir Masse"

10. März 2022

Dr. Daniel Goldmann rechnet mit einem steigendem Bedarf an dem Element.

Karolina Föst
Von Karolina Föst

Redakteurin, sie arbeitet in der externen Kommunikation von Evonik

Als Professor für Recycling halte ich meine Augen ständig offen nach Stoffen, die wir wiederverwerten können. Vor etwa zehn Jahren fiel mein Blick auf Indium, ein seltenes, silberweißes, weiches Schwermetall, das in der Erdkruste etwa so häufig vorkommt wie Silber. Damals war Indium auf dem Weltmarkt knapp – und zugleich stieg die Nachfrage.  Denn Indium hat in Verbindung mit Zinn zwei besondere Fähigkeiten: Es ist leitend und transparent zugleich. So wird es zum hocheffizienten Halbleiter für LCD-Flachbildschirme, die um die Jahrtausendwende ihren Siegeszug feierten. Heute steckt es in fast allen Fernsehgeräten, Computerbildschirmen und Touchscreens. Auch in Smartphones kommt es zum Einsatz. 

Daniel Goldmann steht mit Sicherheitsweste auf einer Halde Elektronikschrott, meistens Monitore.
Dr. Daniel Goldmann ist Professor an der Technischen Universität Clausthal. Er leitet das Institut für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik und hat sich mit seinem Team mit der Rückgewinnung von Indium befasst.

Mit der Verknappung von Indium stiegen die Preise, und ich erhielt von dem damals führenden Flachbildschirmhersteller und einem großen Elektroschrott-Recycler den Auftrag, ein Verfahren für die  Rückgewinnung zu entwickeln. Technisch ist uns das gelungen, kommerziell angewandt wird es dennoch nicht. China, der größte Indiumlieferant, warf auf einmal drei Weltjahresproduktionen auf den Markt – rund 2.000 Tonnen.

Die Preise gingen in den Keller und mit ihnen die Bereitschaft, in unsere Recyclingtechnologie zu investieren. Ich bin mir dennoch sicher, dass Indium künftig recycelt wird. Die Frage ist nur, wann dies wirtschaftlich ist.

Der Bedarf wird in den kommenden Jahren voraussichtlich steigen. Immer mehr Lebensbereiche werden „smart“, der Bedarf an Bildschirmen steigt. Auch in den neuesten Fotovoltaikanlagen wird Indium eingesetzt. Im Moment fehlt es jedoch noch an Altgeräten. Wir brauchen Masse, damit sich das Verfahren lohnt. Bisher werden in Deutschland erst 45 Prozent des Elektroschrotts wiederverwertet, international liegt die Quote noch geringer. In meinen mehr als 35 Jahren in der Recyclingforschung habe ich mich mit vielen Aspekten der Wiederverwertung beschäftigt. Jetzt bin ich bei der  Verhaltenspsychologie angekommen: Wie können wir die Menschen dazu motivieren, ihre alten Elektrogeräte abzugeben?