Dr.Ruud Dirksen ist Physiker und arbeitet am Meteorologischen Observatorium Lindenberg des Deutschen Wetterdiensts, wo seit 1905 die Vertikalstruktur der Atmosphäre erforscht wird. Der gebürtige Niederländer leitet dort die In-situ-Sondierungsgruppe.
In meinem Element - Helium
Nach Wasserstoff ist Helium das zweitleichteste Gas. Diese Eigenschaft machen wir uns beim Deutschen Wetterdienst zunutze. Helium ist unser Zugtier: Es trägt Wetterballone mit Messinstrumenten, sogenannte Radiosonden, in den Himmel. Helium ist erstaunlich. Auf der Erde kommt das Edelgas äußerst selten vor. Im Weltall hingegen ist es das zweithäufigste Element. Während das Helium im Universum beim Urknall entstand, ist es auf der Erde eine Folge des Älterwerdens unseres Planeten. Es entsteht beim radioaktiven Zerfall von Elementen wie Uran.
Zweimal am Tag starten an 14 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes Radiosonden; hier in Lindenberg bei Berlin sogar viermal täglich. Sie steigen mit einer Geschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde auf und übermitteln alle ein bis zwei Sekunden Informationen zu Lufttemperatur, -feuchtigkeit und -druck sowie zu Windstärke und -richtung. Wir können auch erfassen, wie sich Wolken bilden oder wie sich Saharastaub verteilt.
Beim Start hat der Wetterballon einen Durchmesser von 1,5 Metern. In gut 35 Kilometer Höhe erreicht der Ballon aufgrund des abnehmenden atmosphärischen Drucks eine Ausdehnung von etwa zwölf Metern – und platzt. Die Sonde segelt an einem Fallschirm auf die Erde zurück. Zugegeben: Als ich beim Deutschen Wetterdienst angefangen habe, fand ich es schwer, mir vorzustellen, dass ein so kleines Instrument so viel leisten kann. Ich hatte zuvor in den Niederlanden an Satellitenprojekten gearbeitet. Heute bin ich fasziniert von der Radiosondierung. Die Daten sind ein großer Schatz. Sie retten Menschenleben, weil wir mit ihnen Hurrikane und andere Unwetter vorhersagen können. Aber sie signalisieren mir auch, ob ich lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren sollte oder mit dem Auto.