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Die treibende Kraft

Ressourceneffizienz Nachhaltigkeit Klimaschutz
Im Herbst 2016 trat Sarah Hintermayer ihren Job als Prozessingenieurin bei Evonik an. Wenige Wochen später leitete sie das Team, das das Konzept eines selbst-heilenden Betons zur Marktreife brachte.
Lesedauer 4 min
06. Juli 2021

Eine gute Idee allein reicht nicht – es braucht immer auch eine Person, die sich dafür einsetzt. So wie Sarah Hintermayer, die das Projekt WallCraft entscheidend vorangetrieben hat.

Kurz vor Weihnachten 2016 nimmt Sarah Hintermayers berufliche Laufbahn eine neue Richtung: Die damals 28-Jährige trifft sich mit ihren Kollegen in Hanau zum Brainstorming, es geht um einen Beitrag der Abteilung Bioverfahrenstechnik für den Global Ideation Jam – jenen Wettbewerb, bei dem Evonik es dem Siegerteam ermöglicht, ein eigenes Geschäft aufzubauen, ähnlich einem Start-up.

Die Kollegen diskutieren eine Idee nach der anderen. Auch Hintermayer präsentiert einen Vorschlag, bei dem es um das Recycling von Beton geht. Die Resonanz ist gut, jedoch setzt sich ein anderer Ansatz durch: Beton, der sich mithilfe von Bakterien selbst heilt. „Ich habe sofort gemerkt, dass dieser Vorschlag ausgereifter ist als meiner“, erinnert sich Hintermayer. „Also habe ich angeboten mitzuwirken.“

Schnell wird mehr daraus als Mitwirkung. Alle Anwesenden in Hanau wissen: Damit eine gute Idee erfolgreich sein kann, braucht es immer eine Person, die für sie einsteht, ihr Stimme und Gesicht verleiht. Einen Menschen, der viel Geduld und Disziplin mitbringt, aber auch die notwendige Leidenschaft, um andere zu überzeugen. Gesucht wird eine Gründerpersönlichkeit.

IN DER PROBEZEIT ZUR INTRAPRENEURIN

Zu diesem Zeitpunkt arbeitet Hintermayer erst seit wenigen Wochen bei Evonik. Zuvor hat sie in München studiert und promoviert, der Job als Prozessingenieurin ist ihr erster in der freien Wirtschaft. Aber Sarah Hintermayer ist alles andere als eine schüchterne Berufsanfängerin:„Tief in meinem Herzen bin ich eine kleine Rampensau“, sagt sie und lacht. „Wenn ich etwas durchdrungen habe, fällt es mir zudem leicht, komplizierte Sachverhalte verständlich zu erklären. Das ist wichtig, wenn man Menschen begeistern will.“

Es ist einer ihrer Vorzüge, die die Kollegen davon überzeugen, dass Sarah Hintermayer die Richtige für den Job als Intrapreneurin ist – als Unternehmerin im Unternehmen. Von nun an laufen die Vorbereitungen für den Ideation Jam auf Hochtouren: Bis zum Sommer muss das Konzept stehen, und zwar so konkret wie möglich. Über Monate hinweg bereitet sich das Team akribisch vor, so manches Wochenende fällt dem Projekt zum Opfer, das mittlerweile auf den Namen WallCraft hört. Die Mühe lohnt sich: Das Team überzeugt die Jury und gewinnt den Ideation Jam 2017.

Hintermayer ist nun Gründerin auf Zeit: Zwölf Monate lang darf sie WallCraft im Unternehmen vorantreiben, als einziges Teammitglied in Vollzeit. Als Hauptverantwortliche bestimmt sie mit jeder  Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg. Dabei macht sie vieles zum ersten Mal: Wie bereitet man einen Kundenpitch vor? Wie stellt man einen erfolgreichen Businessplan auf? „Solche  Herausforderungen finde ich spannend“, sagt sie. „Wenn ich ins kalte Wasser geschmissen werde, lerne ich am meisten.“

Sarah Hintermayer steht, mit den Händen in den Hosentaschen, vor einem grauen Hintergrund und schaut lächelnd nach rechts oben.

BUSINESS MEETINGS UND BAKTERIENSTÄMME

In ihre neue Rolle wächst Hintermayer rasch hinein. Sie koordiniert alle Abläufe und erhält ein eigenes Budget. „Zum ersten Mal konnte ich jeden Schritt selbst entscheiden. Zugleich war mir jederzeit bewusst, was Sinn und Ziel des Ganzen sind – ein großartiges Gefühl.“ Zwischen Business Meetings und Networking experimentiert sie an Betonmischungen und Bakterienstämmen. Nach einem knappen Jahr dann der Durchbruch: Der erste Prototyp ist fertig – ein unscheinbarer, grauer Klotz, der beweist, dass Beton sich selbst heilen kann.

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Der Ideation Jam 2017

2018 berichtet Sarah Hintermayer beim Ideation Jam von ihren Erfahrungen im ersten Jahr als Intrapreneurin.

Die Nachricht macht schnell die Runde im Konzern. Mit Folgen: Hintermayer erhält die Chance, an WallCraft weiterzuarbeiten, jetzt bei der Business Line Interface & Performance sowie der Innovationseinheit Creavis. In den Folgemonaten macht sie ihre Geschäftsidee fit für den Markt. Irgendwann kommt jedoch der Moment, in dem sie innehält und sich überlegt, wie es weitergehen soll. „Für mich ist es am wichtigsten, dass ich mich voll auf ein Projekt fokussiere und dabei immer etwas Neues lernen kann.“ Da beides nicht mehr hundertprozentig der Fall ist, gibt sie das Projekt ab.

Ihrer Begeisterung für Innovationen tut das keinen Abbruch: Bei Care Solutions baut sie heute eine neue Einheit auf, die kleine Beauty-Brands bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützt. Parallel dazu vertreibt Hintermayer in ihrer Freizeit glutenfreies Mehl – und lebt so weiterhin ihre Leidenschaft fürs Unternehmertum aus.