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Streitgespräch: Lohnt sich Smart Farming?

Interview Digitalisierung Meinung
Lesedauer 8 min
22. Juli 2024

Dank smarter Technik lassen sich Kühe effizient melken und Pflanzenschutz­mittel präzise ausbringen. Die Erhebung und Verarbeitung von Daten stellt landwirtschaftliche Betriebe zugleich vor große Herausforderungen. Der Landwirt Andreas Dörr diskutiert mit dem Verbandsexperten Johann Meierhöfer über die Chancen und die Grenzen der Digitalisierung.

Jörg Wagner
Autor Jörg Wagner

Leiter Externe Kommunikation Evonik

Alternativbild
Autor Christian Baulig

Journalist und Volkswirt

Herr Dörr, Sie sind auf dem Bauernhof aufgewachsen. Erinnern Sie sich, wie Ihr Vater früher die Feldarbeit geplant hat?

Andreas Dörr Als ich Kind war, lief das noch alles analog. Mein Vater hat sich den Wetterbericht im Fernsehen angeschaut und danach geplant, wann er pflügt, düngt oder erntet. Er hat allerdings schon früh auf moderne Technik gesetzt und Software­anwendungen genutzt. Die Ackerschlagkartei, in der wir alle land­wirtschaftlichen Arbeiten auf einem Flurstück aufzeichnen, führen wir in unserem Familienbetrieb schon seit 23 Jahren digital.

Heute bewirtschaften Sie mehr als 1.400 Hektar, und Ihr Betrieb ist komplett durchdigitalisiert: Sie optimieren den Düngeprozess mithilfe von Nahinfrarot-Analyse, messen punktgenau die Feuchtigkeit des Getreides im Feld …

Dörr Wir haben sogar einen digitalen Zwilling unseres landwirtschaftlichen Betriebs aufgebaut, eine cloudbasierte Anwendung, die wir für die täglichen Planungen nutzen, um unsere Abläufe zu optimieren und das Qualitätsmanagement zu verbessern. Zudem haben wir ein smartes Getreidelager, eine smarte Tankstelle und lassen unsere Fahrzeuge computergesteuert über die Felder fahren. Unsere Betriebsstruktur zwingt uns dazu, effizient zu arbeiten: Unser Büro liegt in Ostheim vor der Rhön, der Betrieb ist 30 Kilometer entfernt in Oepfers­hausen. Digitalisierung ist für uns schon lange ein Thema, weil wir von überallher Zugriff auf alle Informationen haben müssen. Einige Apps und Anwendungen habe ich selbst programmiert. Ich habe ständig neue Ideen – und es macht mir Spaß, mich mit dem Thema zu befassen.

Andreas Dörr steht mit verschränkten Armen auf eiem grünen Feld.

Herr Meierhöfer, sieht so die Zukunft der Landwirtschaft aus?

Johann Meierhöfer Zwischen denen, die wie Herr Dörr ganz weit vornweg marschieren, und der ­breiten Masse herrscht leider eine riesige Lücke. Die deutschen Landwirte sind sehr innovativ, und viele würden gern noch viel mehr machen – aber es fehlen teilweise die Grundlagen. Ein Viertel der deutschen Landwirte ­wendet Technologien an, die etwas mit teil­flächen­spezifischer Bewirtschaftung zu tun haben, doch dieser Anteil hat sich in den vergangenen Jahren kaum erhöht. Offenbar gibt es Hindernisse, die die übrigen Betriebe nicht überwinden können. Das vergisst man in der Politik oft recht schnell, wenn man immer nur solche Beispiele wie das von Herrn Dörr präsentiert bekommt.

Einer aktuellen Studie des Verbands Bitkom zufolge sehen vor allem große Betriebe Chancen in der Digitalisierung. Bei den kleineren Betrieben ist das Risikobewusstsein ausgeprägter. Ist Digitalisierung in der Landwirtschaft eine Frage der Größe?

Meierhöfer Die Kleinen können es auch. Ich kenne Landwirte mit Betrieben von 50 oder 100 Hektar, die sich intensiv mit digitalen Techniken auseinander­setzen – zum Beispiel weil sie Tierhaltung ­betreiben, bei der Digitalisierung sehr sinnvoll ist. Umgekehrt kenne ich große Betriebe etwa in Brandenburg, die vor 15 Jahren sehr intensiv in das Thema ­eingestiegen sind und teilweise extra Leute eingestellt hatten, die sich nur mit der Ackerschlagkartei ­beschäftigten, mit Ertragsauswertungen, Bodenproben und ­teilflächenspezifischer Applikation – und die damit inzwischen wieder aufgehört haben.

Woran liegt das?

Meierhöfer Auf dieser Position findet oftmals keine direkte Wertschöpfung statt. Es ist also nicht primär eine Frage der Größe, sondern es hängt von den verantwortlichen Personen ab. Einem größeren Betrieb fällt es allerdings oft leichter, die nötigen Investitionen in Digitaltechnik zu tätigen.

Über welche Summen sprechen wir da in Ihrem Fall, Herr Dörr?

Dörr Wir investieren pro Jahr circa 20.000 € in digitale Anwendungen, also Hardware und Software. Unser Betrieb ist allerdings ein Sonderfall, weil uns dieIndustrie viele Geräte und Programme zur Verfügung stellt, damit wir sie ausprobieren. Wichtiger als das Geld ist die Zeit, die ich als Betriebsleiter investieren muss. Ich muss die Technik verstehen, mich einlesen, mit Dienstleistern verhandeln, Daten austauschen. Heutzutage ist ein Landwirt nicht nur Pflanzenbauer oder Tierhalter, sondern auch noch IT-Administrator und Geoinformatiker. Viele Anwendungen, mit denen wir zu tun haben, sind sehr komplex.

Johann Meierhöfer steht vor einer Wand aus verschiedenen Holzarten.

Landwirte müssen sich von jeher mit neuen Technologien auseinandersetzen. Was macht die Digitalisierung so speziell?

Dörr Es prasselt gerade so viel auf die Landwirte ein. Wir erleben Umwälzungen infolge des Klimawandels, veränderter Nachfragestrukturen, des Wunsches der Gesellschaft und der Politik nach mehr Ökologie. Die Digitalisierung ist jetzt ein weiterer Schritt in diesem Strukturwandel. Sie kann die Zukunft vieler Betriebe erleichtern – aber auch Öl ins Feuer gießen im laufenden Strukturwandel.

Meierhöfer Außerdem beinhaltet sie eine Menge ­Voraussetzungen. Nehmen Sie die teilflächen­spezifische Düngung. Vor 50 Jahren ist der Landwirt zum Händler gefahren, hat sich den Dünger auf seinen Anhänger kippen lassen und ist raus aufs Feld gefahren. Den Düngerstreuer hat er nach Erfahrungs­werten eingestellt. Vielleicht ist er an der einen Stelleein bisschen langsamer gefahren, an der anderen Stelle ein bisschen schneller – das war’s. Heute mussich mir erst mal die entsprechende Technik kaufen. Ein moderner Schlepper empfängt zwar in der Regel schon heute ein Satellitensignal, ich brauche aber auch einen Düngerstreuer, der mit einer Applikationskarte ­umgehen kann. Dann muss ich mir überlegen, auf welcher Grundlage ich vorgehe: Nehme ich die Reichs­boden­schätzung, also die seit rund 90 Jahren erstellten Bodenkarten für die gesamte landwirtschaftlicheNutzfläche Deutschlands? Vertraue ich auf Leitfähigkeitsmessung, Satellitenbilder oder einen Sensor? Manch einer fragt sich da: Will ich diesen ganzen Aufwand treiben?

Dörr Da treffen Sie einen wunden Punkt. Bei uns läuft gerade ein Forschungsprojekt zur teilflächenspezifischen Düngung. Im Boden kommen so viele Faktoren zusammen, die wir noch nicht mit Daten widerspiegeln können. Seit zehn Jahren haben wir an vielen Versuchen teilgenommen, aber bislang hat mich noch keine Technologie überzeugt. Die Erfahrung, die mein Vater in den Betrieb mitbringt, sein Bezug zu den Böden, die Kenntnis über die Region und darüber, wie sich das Klima verhält – all das ist viel wichtiger.

Moment, ist die ganze Digitalisierung also ein Irrweg?

Dörr Nein, beim teilflächenspezifischen Pflanzenschutz sehe ich das zum Beispiel anders. Der ist aber auch an einfachen Parametern festzumachen: Wo der Pflanzenbestand dicht ist, muss mehr ­Spritzmittel ausgebracht werden als dort, wo er dünn ist. Digita­lisierung kann uns helfen, die richtigen Entscheidungenzu treffen, um Bodenqualität, Anbautechniken und Tierhaltung zu verbessern. Daran haben wir Landwirte ein langfristiges Interesse, denn nur gesunde Böden bringen gute Erträge und nur gesunde Tiere hohe Leistungen.

Digitalisierung kostet Zeit. Sie sagen aber auch, dass sich dadurch jede Menge Zeit einsparen lässt.

Dörr Sicher, es muss ja auch gar nicht immer die ganz große Lösung mit satellitengestützten Technologien sein. Schon das papierlose Büro, in dem Dokumente gescannt und digital abgelegt werden, kann viel ­bringen. Bauernhöfe betreiben ­Direktvermarktung über Webshops und bewerben ihre Produkte über Social Media. Wenn man Digitalisierung richtig be-treibt, erleichtert sie Abläufe deutlich. Man muss eben selektieren bei der Vielzahl an Anwendungen.

Andreas Dörr

Andreas Dörr, 41, ist Geschäftsführer von Doerr-Agrar. Das Unternehmen bewirtschaftet in Thüringen rund 1.400 Hektar Fläche, davon 950 Hektar Ackerland und 450 Hektar Grünland. Dörr nutzt zahlreiche smarte Technologien. 2023 erhielt der Agraringenieur den Bayerischen Digitalpreis (2. Platz). Neben der Tätigkeit im Familienbetrieb berät Dörr Industrieunternehmen und hält Vorträge vor Landwirten.

Andreas Dörr steht auf eiem grünen Feld.

Hilft der Generationswechsel, die Digitalisierung voranzutreiben?

Dörr Bestimmt. Das ist wie in allen Lebensbereichen: Wenn die Kinder irgendwas Neues benutzen, dann müssen sich die Eltern zwangsläufig auch damit befassen. Mein Vater versteht nicht im Detail, wie manche Dinge funktionieren, die wir einführen. Aber er findet es cool, dass er unterwegs sein Handy aus der Hosentasche ziehen kann, um auf unserer Lagerbuch-App nachzuschauen, wie viel Weizen an diesem Tag gedroschen wurde und wie viel davon schon ins Lager gebracht worden ist.

Wäre es nicht an der Industrie, nutzerfreundlichere Lösungen zu entwickeln, die den Landwirten das Leben erleichtern?

Meierhöfer Leider sind die Verhältnisse nicht so. Ein großes Problem stellte bisher die sogenannte Inter­operabilität dar. Darunter versteht man die Fähigkeit von Maschinen, miteinander zu kommunizieren, auch wenn sie von unterschiedlichen Herstellern stammen. Es existieren zwar schon seit Jahrzehnten Normen dafür, ich erinnere mich aber an sehr intensive Diskussionen vor einigen Jahren darüber, dass der Düngerstreuer der Marke X nicht mit dem Schlepper der Marke Y zusammenarbeiten wollte. Zum Glück ändert sich das inzwischen. Auch bei Software gibt es Bewegung. Lange haben Hersteller versucht, möglichst umfassende Lösungen zu verkaufen. Der Landwirt möchte aber gar nicht immer alles aus einer Hand. Neuerdings sehen wir, dass Firmen miteinander kooperieren, die sich dem lange Zeit verweigert haben. Ich habe insofern die Hoffnung, dass das System durchlässiger wird.

Das Kundenbedürfnis wird also besser erkannt?

Meierhöfer Zumindest läuft es auf Geschäftsmodelle hinaus, die nicht nur für den Anbieter der Lösung von Vorteil sind, sondern auch für den Landwirt, der ein Produkt oder eine Software anwendet. Automatische Lenksysteme etwa entlasten den Fahrer – ein klarer Benefit für den Betrieb. Gleiches gilt für Melkroboter, die Sie heute in vielen familiengeführten ­Milchviehbetrieben finden. Das hat auch damit zu tun, dass sich dadurch die Milchqualität besser überwachen lässt und damit der Gesundheitsstatus der Kuh. Ganz wichtig ist aber auch der Benefit, dass der Landwirt am ­Samstagnachmittag auf eine Geburtstagsfeier gehen kann und nicht um 17 Uhr in den Stall verschwinden muss. Der Zugewinn an persönlicher Lebensqualität gerade für familiengeführte Unternehmen, der ist nicht zu unterschätzen. Jede ­Technik, die Effizienzgewinn bringt oder die Lebens­qualität steigert, wird sich sehr schnell durchsetzen.

Johann Meierhöfer

Johann Meierhöfer, 51, leitet den Fachbereich Pflanzliche Erzeugung/Energie beim Deutschen Bauernverband in Berlin und kümmert sich dort auch um das Thema Digitalisierung. Zuvor hat der Agrar­ingenieur in mehreren landwirtschaftlichen Großbetrieben als Betriebsleiter oder Geschäfts­führer gearbeitet und das Landwirtschaftsamt im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming geleitet.

Johann Meierhöfer steht in seinem Büro an einem hochgefahrenem Schreibtisch.

Läuft es darauf hinaus, dass der Landwirt künftiger weniger Produkte kauft als vielmehr Dienstleistungen?

Meierhöfer Ich kann mir vorstellen, dass es für ­Lohn­unternehmen oder Maschinenringe ­interessant wäre, zusätzlich zur Düngung von Flächen eine ­optimierte Düngeempfehlung anzubieten – sofern das nicht zu teuer ist.

Dörr So etwas könnte künftig allerdings auch künstliche Intelligenz erledigen. Der Landwirt kommuniziert dann mit einer Anwendung, die für seine Bedürfnisse aufgearbeitete Antworten liefert. Wenn er mit seinem Traktor samt Mähwerk auf der Wiese steht, könnte das System die relevanten Infos liefern: Du bist hier im Biosphärenreservat, darfst also erst vom 15. Juni an mähen. Lass bitte zehn Prozent vom Gras stehen und mäh von innen nach außen, damit Rehe und Kleinwild einen Fluchtweg haben. Wenn mein Weizenertrag seit Jahren stagniert und ich immer mehr mit Frühsommer-Trockenheiten zu ­kämpfen habe, kann ich mich bislang nur an Berater wenden, an Forschungsinstitute oder an Berufskollegen. Es wäre doch super, wenn es eine KI gäbe, die mit all ­diesen Informationen gefüttert wird! Dann könnte ich eine Antwort in dieser Art bekommen: Betriebe in der ­ähnlichen Klimaregion wie du mit einer ähnlichen Fruchtfolge und ähnlichen Anbau­strukturen haben zum Beispiel vom Pflug auf Direktsaat umgestellt. Ich hätte konkrete Antworten, könnte tiefer gehen.

Meierhöfer Das ist etwas, was vielleicht irgendwann mal passieren wird. Aber es fehlen in Deutschland ja nach wie vor die Grundlagen, um diese Daten zu teilen und mit Leben zu füllen. Selbst im Grunde öffentliche Daten werden der Agrarwirtschaft kaum in nutzbarer Form zur Verfügung gestellt. Landwirte denken in erster Linie langfristig, das ist im Berufsbild enthalten. Aber wie alle Unternehmer haben sie nur begrenzt Zeit und Finanzmittel zur Verfügung. Ich muss mir also überlegen: Was hilft mir sofort und gleich? Wenn ich nicht wenigstens einen mittelfristigen Effekt erkenne, dann werde ich das auch nicht nutzen.

 

Wenn Beratungsunternehmen maßgeschneiderte KI-Lösungen anbieten, sind wir ganz schnell im Geschäftsmodell der großen Digitalfirmen, wo das Winner-takes-it-all-Prinzip gilt: Wer das gut macht und von Landwirt zu Landwirt weiterempfohlen wird, ist bald Herr der Daten – nicht mehr der einzelne Betrieb. Wäre das für Sie nicht sehr gefährlich?

Dörr Ich wäre durchaus bereit, anonymisiert meine Produktionsdaten zur Verfügung zu stellen, aber ich möchte selbst entscheiden, welche Informationen ich teile. Und ich halte nichts von Konzernen, die sich als „Fullliner“ anbieten. Die binden den Bauer an ihr System aus Technik und Know-how und lassen ihm gar keine andere Möglichkeit mehr, als ihre Maschinen, ihr Saatgut oder ihre Pflanzenschutzmittel zu kaufen. In den USA sind viele Landwirte heute gar nicht mehr in der Lage, selbstständig den Herbizid-Einsatz auf ihren Flächen zu planen, weil sie sich seit Jahren nicht mehr mit der Thematik befassen mussten. Ich wünsche mir ein System, das den Landwirt trainiert und resistenter macht, nicht abhängig und dumm. Ich sehe KI eher als entscheidungsunterstützendes System, das mich dauerhaft trainiert.

Meierhöfer Beim Thema Daten müssen wir einen gesunden Mittelweg gehen. Am Ende ist es die Verantwortung eines jeden Inhabers, eines jeden Geschäftsführers zu sagen: Ich möchte diesen oder jenen Datensatz teilen und diesen oder jenen nicht. In Europa werden wir über den Data Act und die entsprechenden Ausführungsvorschriften einiges bekommen, was sich schon von dem unterscheidet, was in den USA läuft. Dort sehe ich teilweise eine sehr offenherzige ­Haltung bei Landwirten. Wenn einem einzelnen Konzern alle Daten über meinen Betrieb bekannt sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er auf Grundlage dieser Daten auch meine Kreditwürdigkeit beurteilt oder die Preise für mich kalkuliert. Da kann er mir fünfmal erzählen, dass er das nicht macht.

Grafik zur Digitalisierung in der Landwirtschaft

In mancher Technologie war Deutschland, war Europa führend – und wurde später von anderen Weltregionen überholt. Fürchten Sie, dass andere Länder ihre Landwirtschaft schneller digitalisieren und die hiesigen Betriebe unter Druck geraten?

Meierhöfer In der Produktion gibt es viele Faktoren, bei denen wir gegenüber dem Rest der Welt wesentlich stärker im Nachteil sind. Dass sich die Digitalisierung hierzulande noch nicht auf allen Betrieben durchgesetzt hat, ist derzeit kein schwerwiegender Standortnachteil. Mal etwas provokant formuliert: Solange ich eine landwirtschaftliche Ausbildung habe, komme ich auf dem Acker zur Not auch ohne Digitalisierung aus. Das hat die vergangenen 50 Jahre funktioniert, und das wird auch die kommenden 50 Jahre funktio­nieren. Bei den Bürotätigkeiten im Betrieb ist das ­problematischer. Sorgen macht mir hier insbesondere die überbordende staatliche Bürokratie. Diese ohne digitale Hilfen zu bewältigen wird schwierig.

Dörr Ich glaube auch, dass wir uns im internatio­nalen Vergleich nicht verstecken müssen. Es hat seinen Grund, warum viele Innovationen im landwirtschaft-lichen Bereich aus Europa kommen. Die großen Agrartechnikfirmen testen und entwickeln ganz viel bei uns, in England und in Neuseeland. Denn sie wissen: Wenn es bei uns und in diesen Ländern funktioniert und wenn die hiesigen Landwirte zufrieden sind, dann funktioniert es auch anderswo auf der Welt. 

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