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Scharfe Lösung: Manche mögen's heiß

Lesedauer 3 min
15. Dezember 2025

Was nach einem kulinarischen Experiment klingt, ist angewandte Wissenschaft für die Tierernährung. Natürliche Schärfe aus Chili könnte helfen, Nährstoffmangel von Kühen während der frühen Laktation und bei Hitzestress im Sommer vorzubeugen.

Alternativbild
Von Constanze Buckow-Wallén

Pressesprecherin in der Externen Kommunikation von Evonik

In den ersten Wochen nach dem Kalben können Kühe meist nicht genug fressen, um ihren Energiebedarf zu decken. Sie mobilisieren deshalb während der sogenannten frühen Laktation Körperreserven, vor allem Fett, um die Milchproduktion so gut es geht aufrechtzuerhalten. In den warmen Sommermonaten kommt Hitzestress hinzu, der die Milchproduktion der Tiere zusätzlich beeinträchtigt.  

Capsaicin erhöht Widerstandskraft gegen Hitze

Evonik hat zusammen mit Heidi Botanicals, einem französischen Spezialisten für pflanzenbasierte Produkte für Nutztiere, eine Lösung entwickelt, die den Stoffwechsel von Kühen ohne synthetische Zusätze ankurbeln soll.

BoruCare Capsin setzt auf die natürliche Wirkung von Chili und enthält Capsaicinoide, Polyphenole und Flavonoide.  „Capsaicinoide als Hauptwirkstoff haben vielfältige positive Effekte auf den Ernährungsstatus, die Nährstoffeffizienz und die Milchleistung von Milchkühen – insbesondere in stressreichen Phasen“, sagt Marion Hax, Leiterin der Produktlinie Specialty Nutrition bei Evonik Animal Nutrition.

Capsaicin ist ein sekundärer Pflanzenstoff aus der Gruppe der Capsaicinoide. Er verleiht Chili seine Schärfe und aktiviert im Körper TRPV1-Rezeptoren (Transient Receptor Potential Vanilloid 1), die normalerweise wie Sensoren auf Temperaturen über 43 Grad Celsius und Schmerz reagieren. Capsaicin täuscht dem Körper Hitze vor, ohne dass tatsächlich Wärme entsteht. Dies löst physiologische Effekte aus: erhöhte Durchblutung und Stoffwechselstimulation. Studien zeigen, dass Capsaicin die Futterverwertung bei Kühen verbessern, sowie die Durchblutung fördern und so die Milchleistung stabilisieren kann.

Auch bei Hitzestress wirkt Capsaicin regulierend, indem es die Durchblutung verbessert und das Verhalten positiv beeinflusst: Die Kühe bewegen sich weniger und werden ruhiger. 

Eine graue Kuh in den Tiroler Bergen.

In der Humanmedizin wird Capsaicin ebenfalls genutzt, etwa in Salben gegen Schmerzen bei Arthritis. Der Mechanismus ist ähnlich: Durch die wiederholte Aktivierung von TRPV1-Rezeptoren werden Nervenfasern desensibilisiert. So entsteht ein schmerzlindernder Effekt.

Die anderen in Chili enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe - Polyphenole und Flavonoide - wirken antioxidativ und entzündungshemmend. Sie fördern die Gesundheit des Verdauungssystems und stabilisieren ebenfalls den Stoffwechsel. 

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Die ganze Frucht wird genutzt

Das Herstellungsverfahren von BoruCare Capsin nutzt die ganze Frucht: Statt einzelne Inhaltsstoffe zu extrahieren, wird die gesamte Chilischote vermahlen. Daher kann auf Lösemittel verzichtet werden, zugleich bleiben alle wertvollen sekundären Pflanzenstoffe erhalten. Der Capsaicinoid-Gehalt wird auf mindestens 0,5 % standardisiert und das Mahlgut in einer Fetthülle verkapselt. So wird die Schärfe neutralisiert, und die Wirkstoffe gelangen gezielt in den Verdauungstrakt. Die gemeinsame Entwicklung von Evonik und Heidi Botanicals zeigt, wie pflanzenbasierte Ansätze neue Impulse für die Tierernährung setzen können – mit dem Ziel, nachhaltige, umweltfreundliche Lösungen für die Landwirtschaft zu fördern.

Rote Chilischoten